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300.000 Jahre alter Elefantenstoßzahn und Rippe entdeckt

Sensationelle Neufunde in Schöningen helfen die Entwicklung des Menschen besser zu verstehen


Jagten die Menschen vor 300.000 Jahren bereits Elefanten? Die spektakulären Funde aus Schöningen werfen jetzt ein ganz neues Licht auf das frühe menschliche Verhalten. Zusammen mit den beteiligten Wissenschaftlern hat die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić, die Funde im paläon Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere nun der Öffentlichkeit vorgestellt.

Schöningen, Oktober 2015. Im Braunkohletagebau bei Schöningen wurde 1994 ein 300.000 Jahre alter Schlachtplatz mit zahlreichen Pferdeknochen an einem ehemaligen Seeufer entdeckt. Zerlegungsspuren an den Knochen ließen zusammen mit den berühmten Holzspeeren keinen Zweifel daran, dass schon der Heidelbergmensch, der Homo heidelbergensis, ein geschickter Pferdejäger war. Die aktuellen Neufunde von Schöningen scheinen unser Bild vom frühen Menschen erneut entscheidend zu verändern: In den Ufersedimenten wurden nun aus einer etwas älteren Schicht derselben Warmzeit überraschend eine Rippe und der über zwei Meter lange, vollständige Stoßzahn eines Waldelefanten mit weiteren, kleinen Knochenfragmenten entdeckt. Die rund 300.000 Jahre alten Knochen sind so gut erhalten, dass auf den Oberflächen Schnittspuren von Feuersteinartefakten zu erkennen sind. Sie sprechen für eine Entstehung der Fundsituation durch menschliche Aktivitäten, und vielleicht handelt es sich um die ersten Überreste eines am Ufersaum erlegten Waldelefanten.

„Dank der hervorragenden wissenschaftlichen Kooperationen im Forschungsprojekt Schöningen können wir erneut einen spektakulären Neufund präsentieren. Dieser einzigartige Fundplatz enthüllt Jahr für Jahr weitere Einblicke in die Geschichte der frühen Menschen und zeigt deren kognitive und intellektuelle Nähe zu uns. Das Forschungs- und Erlebniszentrum paläon bietet Bürgerinnen und Bürgern eine ausgezeichnete Möglichkeit, die aktuellen Entdeckungen und Forschungsergebnisse schnell und anschaulich kennenzulernen“, sagt Ministerin Heinen-Kljajić.

Elefanten können ausgesprochen aggressiv und für den Menschen höchst gefährlich sein. Die Jagd auf diese Großsäuger setzt ein besonderes Maß an Wissen und Gruppenorganisation voraus. Holzwaffen wie sie aus Schöningen nachgewiesen sind, können die dicke Haut nicht ohne weiteres durchdringen. Vielmehr ist eine gezielte Verletzung durch einen Waffeneinsatz unmittelbar am Tier erforderlich und dies ist nur bei einem koordinierten Vorgehen einer größeren Jägergruppe möglich.

Der bislang älteste Beleg für die erfolgreiche Jagd eines Elefanten geht auf eine niedersächsische Fundstelle zurück: 1948 wurde beim Torfabbau in Lehringen im Landkreis Verden eine Holzlanze zwischen den Knochen eines Waldelefanten freigelegt. Diese etwa 120.000 Jahre alten Funde (Eem-Warmzeit) bezeugen die Elefantenjagd für den Neandertaler. Die näheren Untersuchungen der fast 200.000 Jahre älteren Funde aus Schöningen müssen jetzt zeigen, ob der Elefant tatsächlich erlegt wurde und der frühe Mensch in Europa schon deutlich früher über die für eine solche Jagd erforderlichen technischen und sozialen Fähigkeiten verfügte.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
22.10.2015

Ansprechpartner/in:
Pressestelle MWK

Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibnizufer 9
30169 Hannover
Tel: 0511/120-2599
Fax: 0511/120-2601

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