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Gutachten bescheinigt Seminar gravierende Mängel

Zentrum für Antisemitismusforschung legt gutachterliche Stellungnahme vor


Sowohl in der Konzeption als auch in der Durchführung des Seminars „Soziale Lage der Jugendlichen in Palästina“ sind gravierende wissenschaftliche Mängel festzustellen.

Zu diesem Ergebnis kommt die gutachterliche Stellungnahme des Zentrums für Antisemitismusforschung, die das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur im August zu dem inzwischen eingestellten Lehrangebot an der HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen) in Auftrag gegeben hat.

Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung, hat das Gutachten heute (Montag) in Hannover vorgestellt. In dem Gutachten wird dargelegt, dass das Seminar bereits konzeptuell entscheidende Mängel aufweist, wissenschaftlichen Standards nicht entspricht und ein extrem einseitiges Bild vermittelt. Die verwendeten Lehrmaterialien werden als israelkritisch bis –feindlich bewertet. Einige Texte arbeiten mit antisemitischen Klischees oder stellen die Legitimation des Staates Israel in Frage. Ein textkritischer Umgang ist nicht erfolgt. Darüber hinaus kommt das Gutachten zu dem Ergebnis, dass bei der Auswahl der Lehrbeauftragten keine Qualitätssicherung stattfand und es zu dem Seminar keine funktionierende Evaluationskultur gegeben hat. Auf hochkonflikthafte Evaluationsergebnisse des Seminars wurde nicht reagiert.

„Das Ergebnis des Gutachtens ermöglicht eine Bewertung nicht nur der im Seminar verwendeten Materialien, sondern auch der Konzeption und didaktischen Umsetzung. Standards einer guten wissenschaftlichen Praxis wurden nicht eingehalten, eine kritische Evaluation und Maßnahmen zur Qualitätssicherung sind an der Hochschule nicht erfolgt“, sagt Gabriele Heinen-Kljajić, Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur. „Es ist Aufgabe jeder Hochschule, sich mit Antisemitismus kritisch auseinander zu setzen. Umso wichtiger ist es, aus diesem Fall für die zukünftige Gestaltung von Lehrangeboten Konsequenzen zu ziehen. Auch dafür leistet dieses Gutachten eine wichtige Hilfestellung.“

Das Wissenschaftsministerium wird unverzüglich mit dem Präsidium der HAWK eine Zielvereinbarung auf den Weg bringen, um die mit dem Gutachten erforderlichen Konsequenzen umzusetzen. Die Hochschule wird damit aufgefordert, zeitnah ein Konzept zur Qualitätssicherung in der Lehre zu erstellen, dabei die Einbindung der Studierendenevaluationen darzulegen, Auswahlkriterien bei Lehrbeauftragten zu erarbeiten und sicherzustellen, dass es keine vergleichbaren Sachverhalte an der Hochschule gibt. Zudem unterstützt das MWK zur hochschulinternen Aufarbeitung die Einrichtung einer fakultätsübergreifenden Kommission.

Das Wissenschaftsministerium hat bereits mit der Niedersächsischen Landeshochschulkonferenz Niedersachsen vereinbart, gemeinsam neue Standards zur Qualitätssicherung bei Lehrbeauftragten für alle niedersächsischen Hochschulen zu erarbeiten.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
14.11.2016

Ansprechpartner/in:
Pressestelle MWK

Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibnizufer 9
30169 Hannover
Tel: 0511/120-2599
Fax: 0511/120-2601

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