Artikel-Informationen
erstellt am:
19.02.2004
zuletzt aktualisiert am:
23.03.2010
HANNOVER. Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, äußert sich verwundert über die fehlende Bereitschaft von Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg, gemeinsam eine Lösung für die Finanzmisere der Kultureinrichtungen in der Landeshauptstadt zu erarbeiten: "Noch habe ich die Hoffnung, dass der Oberbürgermeister erkennt, auch selbst zukünftig wieder Verantwortung für das Staatstheater seiner Stadt übernehmen zu müssen." Statt dessen präsentiere Hannover dem Land zusätzlich Rechnungen in Höhe von etwa einer Million Euro unter anderem für Hallenmieten, Versicherungen und städtische Steuern.
Das Land Niedersachsen hatte die Stadt Hannover 1992 mit einem "Vertrag zur Bereinigung der kulturellen und wirtschaftlichen Beteiligungsverhältnisse und zur Sicherung des kulturellen Angebots", dem so genannten "Kulturvertrag", aus der Finanzierung der Niedersächsischen Staatstheater GmbH Hannover entlassen. Für die Landeshauptstadt sollte damit eine jährliche Haushaltsentlastung in Höhe von 50 Millionen DM entstehen, damit diese wiederum Kapital in die Deutsche Messe AG und die Flughafen Hannover-Langenhagen GmbH einbringen und bei positiver Ertragslage damit sogar Gewinn erwirtschaften konnte. Dieses in Deutschland einmalige Finanzierungs- und Beteiligungsmodell führt dazu, dass das Land Niedersachsen für die Finanzierung des Staatstheaters Hannover allein verantwortlich ist.
In anderen Landeshauptstädten trägt die jeweilige Kommune bis zu 50 Prozent der Förderung, etwa in Kiel und Stuttgart. Minister Stratmann erklärte, dass es "den anderen niedersächsischen Kommunen nicht länger zuzumuten sei, sich in erheblichem Maße am Etat ihrer städtischen und staatlichen Bühnen zu beteiligen, Hannover jedoch jede Verantwortung ablehnt und seinem Staatstheater sogar noch Rechnungen vorlegt". In Braunschweig trägt die Stadt ein Drittel des Etats des dortigen Staatstheaters, in Oldenburg beteiligt sich die Stadt mit einem Viertel des Etats.
Der Kulturminister wies darauf hin, dass die Stadt die strukturpolitische Bedeutung einer Spielstätte wie dem Ballhof noch immer nicht erkannt habe: "Der Ballhof ist das kulturelle Bindeglied zwischen Steintor und Altstadt und somit von enormer Relevanz für die Entwicklung der hannoverschen Innenstadt." Offensichtlich sei es noch nicht bis ins Rathaus gedrungen, welche Probleme das Staatstheater und das Land Niedersachsen hätten, diese Spielstätte finanziell aufrecht zu erhalten. Dieses Verhalten folge jedoch dem bekannten Muster, das Schmalstieg schon bei der Weltausstellung 2000 an den Tag gelegt habe: "Statt sich über die Kaufkraft und den Imagegewinn zu freuen, die der Stadt zufloss, hat er damals erfolglos versucht, bei der Expo GmbH noch für Kosten der Müllbeseitigung abzukassieren." Ebenso scheine der Oberbürgermeister das Staatstheater in Hannover und dessen Besucher eher als Belastung denn als soziale und wirtschaftliche Bereicherung zu empfinden.
"Bei allem Verständnis für die berechtigten Interessen unserer Landeshauptstadt", so Stratmann, "ist es in diesen finanziell extrem schwierigen Zeiten für das Staatstheater Hannover eine unzumutbare Belastung, von der Stadt derart zur Kasse gebeten zu werden." Er versicherte, dass eine Kostensenkung direkt dem Staatstheater zugute kommen und nicht etwa in den allgemeinen Landeshaushalt fließen würde. Stratmann: "Wir müssen nicht 210.000 Euro für die städtische Berufsfeuerwehr ausgeben, wenn zum Beispiel eine Freiwillige Feuerwehr für einen Bruchteil des Betrages die gleiche Sicherheit herstellen kann."
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19.02.2004
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23.03.2010