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Kurt Drawert erhält den Walter Kempowski Preis für biografische Literatur des Landes Niedersachsen

Preisverleihung im Dezember 2021 in Hannover



Kurt Drawert erhält den Walter Kempowski Preis für biografische Literatur des Landes Niedersachsen. Der Literaturpreis ist mit 20.000 Euro dotiert. Kulturminister Björn Thümler wird den Schriftsteller am 7. Dezember in Hannover auszeichnen.

„Schriftstellerinnen und Schriftsteller tragen mit ihren Werken dazu bei, dass es zu einem Austausch zwischen den verschiedenen Traditionen, Positionen und Interessen, die unsere Gesellschaft ausmachen, kommt“, so Thümler. „Durch ihre Texte rütteln sie wach und regen zum Nachdenken an. Mit dem Walter Kempowski Preis für biografische Literatur zeichnen wir alle zwei Jahre Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus, denen es gelingt, die Einflüsse und Auswirkungen der Zeitgeschichte auf die individuelle Biografie darzustellen. Ich gratuliere Kurt Drawert ganz herzlich zur Auszeichnung mit dem Walter Kempowski Preis für biografische Literatur.“

Kurt Drawert bedankt sich beim Land Niedersachsen für die Ehrung: „Im Namen eines Autors geehrt zu werden, der moralische Integrität, politische Unbestechlichkeit und literarische Darstellungskraft miteinander verbindet, empfinde ich nicht nur als eine Würdigung meines Werkes, sondern als eine enorme Herausforderung gleichermaßen. Und das in einem Genre, dessen Wagnis die grandiose Vorstellung ist, im vereinzelten Subjekt die Geschichte der Welt abzubilden: dem autobiografischen Schreiben.“

Die Niedersächsische Literaturpreisjury begründet die Vergabe des Preises wie folgt:

„Als ‚Bewegungen in Richtung des Schweigens‘ hatte Kurt Drawert seine Poetik als junger Lyriker beschrieben. Diese zunächst paradox anmutende Strategie der Sprach-Verweigerung erwuchs nicht zuletzt aus der biografischen Erfahrung des Verstummens, die Drawert unter anderem in seinem ersten Roman „Spiegelland“ (1992) beschreibt. Ein existenzieller Zweifel an Sprache, die schließlich jedem, und auch der Gewalt dient, prägt bis heute Lyrik und Prosa des Autors. Dieses erzählerisch zu entfalten, heißt für einen Schreibenden vor allem Selbstzweifel und schonungsloses Betrachten.

Dieser Poetik folgt Kurt Drawert auch in ‚Dresden. Die zweite Zeit‘. Schonungslos bis zur Selbstentblößung, stellt Drawert sich seiner Erinnerung und einer ebenso – privat wie politisch – unbequemen Gegenwart. Die Stadt tritt ihm als Fremdkörper entgegen, wo man den ‚verpassten Vatermord‘ am SED-Staat an der Berliner Republik nachzuholen scheint. Das Außerordentliche des Buches besteht nicht nur in der eindringlichen und extrem erhellenden Reflexion der Verhältnisse, sondern in der Auflösung eingeübter Kategorien von Ost, West, Gewinn und Verlust. Kurt Drawerts autobiografisches Erzählen erreicht in ‚Dresden. Die zweite Zeit‘ eine Tiefenschärfe, die vergleichbare Romane zur Wendezeit weit hinter sich lässt.“

Zur Jury gehören Kathrin Dittmer (Literaturhaus Hannover), Julia Erlen (Buchhandlung Winnemuth), Dr. Tilmann Lahme (Leuphana Universität Lüneburg), Prof. Dr. Alexander Košenina (Leibniz Universität Hannover), Prof. Dr. Annette Pehnt (Universität Hildesheim) und Volker Petri (Börsenverein des Deutschen Buchhandels Landesverband Nord).

Die Preisverleihung findet am 7. Dezember 2021 im Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover statt.

Hintergrund

Der Walter Kempowski Preis für biografische Literatur wird seit 2019 vergeben. Er wechselt sich in zweijährigem Rhythmus mit dem zweiten Niedersächsischen Literaturpreis, dem Nicolas Born-Preis ab. Der Preis kann für ein einzelnes Werk, aber auch für das bisherige Gesamtwerk einer Autorin oder eines Autors vergeben werden. Er ist mit 20.000 Euro dotiert und umfasst neben dem Preisgeld eine Lesereise durch die niedersächsischen Literaturhäuser.


Schmuckbild Presseinformation   Bildrechte: MWK

Artikel-Informationen

erstellt am:
30.09.2021
zuletzt aktualisiert am:
01.10.2021

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