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Kostbare Handschriften und historische Karten erstmals digital im Internet

Was las König Karl II. von England? Wissenschaftsminister Björn Thümler besichtigt Digitalisierungsprojekte der Landesbibliothek Oldenburg


Minister Björn Thümler hält eine historische Karte in der Landesbibliothek Oldenburg hoch, im Hintergrund steht ein Bildschirm mit der digitalisierten Karte.   Bildrechte: Landesbibliothek Oldenburg
Vollständig digitalisiert: Bibliotheksleiterin Corinna Roeder und Wissenschaftsminister Björn Thümler mit einigen der historischen Karten, die im Rahmen eines Kooperationsprojekts der drei niedersächsischen Landesbibliotheken bereits digitalisiert wu

Die Oldenburger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels von 1336 ist weltberühmt, doch über die rund 1000 übrigen Handschriften der Landesbibliothek Oldenburg gab bisher nur ein internes Verzeichnis Auskunft. Auch die mehr als 4000 Blätter umfassende Altkartensammlung der Landesbibliothek ist noch nahezu unbekannt. Dies ändert sich nun, wie Wissenschaftsminister Björn Thümler am 28. Mai 2021 im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gab: „Schon mehrere hundert kostbare Handschriften und historische Karten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sind jetzt katalogisiert und im Internet weltweit auffindbar. Ausgewählte Stücke wurden vollständig digitalisiert und können am Bildschirm kostenlos im Detail betrachtet werden. Davon profitiert nicht nur die Wissenschaft, sondern davon profitieren alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.“. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) fördert die beiden Erschließungs- und Digitalisierungsprojekte an der Landesbibliothek Oldenburg von 2017 bis 2021 mit insgesamt 305.000 Euro.

Eine der schönsten Überraschungen unter den 350 Handschriften, die im Rahmen des Projekts zur Handschriftenerschließung 2017 bis 2019 erstmals wissenschaftlich bearbeitet wurden, ist das Verzeichnis der Privatbibliothek von König Karl II. von England (1630-1685). „Die Kollegen der königlichen Bibliothek in Whitehall waren geradezu elektrisiert von unserem Fund“, berichtete Projektleiter Matthias Bley. „Unser Catalogue of Books in the King’s Closet ist der einzige zeitgenössische Nachweis dieser kostbaren Büchersammlung, die 1698 bei einem Brand fast vollständig vernichtet wurde – in Fachkreisen eine kleine Sensation.“ Zusammen mit rund 60 weiteren Handschriften gehört dieser Band zum Gründungsbestand der Landesbibliothek, der Sammlung des Hannoverschen Staatsbeamten Georg Friedrich Brandes (1719-1791).

Ein Großteil der übrigen Handschriften ist vor allem für die Geschichte Oldenburgs und der Region von Bedeutung, wie das 1568 geschriebene Oldenburger Stadtrecht. Ganz außergewöhnlich ist das kleinformatige Pro Memoria des oldenburgisch-dänischen Amtsvogtes von Hatten und Wardenburg Traugott Schreber (1671-1718). Schreber trug darin akribisch alle Informationen über seinen Amtssprengel in Listen zusammen und fertigte selbst 25 detailliierte Federzeichnungen einzelner Dörfer an. Alle 350 Handschriften des Projekts sind auch in der Datenbank des Handschriftenzentrums der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel nachgewiesen. 40 ausgewählte Handschriften wurden digitalisiert und können in den Digitalen Sammlungen der Landesbibliothek Oldenburg Seite für Seite am Bildschirm durchblättert werden.

Noch bis Ende 2021 läuft das Kooperationsprojekt zur Katalogisierung und Digitalisierung historischer Karten der drei niedersächsischen Landesbibliotheken in Hannover, Oldenburg und Wolfenbüttel. Als erstes Teilergebnis präsentierte Bibliotheksleiterin Corinna Roeder die vollständig digitalisierte Kartensammlung Albers. Erst 2018 hatte die Landesbibliothek Oldenburg diese kostbare Sammlung mit Förderung des MWK und der Landessparkasse zu Oldenburg aus dem Privatbesitz des Oldenburger Arztes Dr. Lutz Albers erwerben können. Sie enthält 329 historische gedruckte Karten des nordwestdeutschen Raumes und der nördlichen Niederlande von 1550 bis 1800 - darunter zahlreiche kostbare und seltene Blätter. Auch diese Karten waren bisher nicht elektronisch katalogisiert und außerhalb der Räume der Bibliothek nicht sichtbar. „Viele dieser Karten legen Zeugnis ab von Veränderungen unserer Umwelt in den letzten Jahrhunderten“, sagte Roeder. „Die Schüler-AG Na, Erde? des Neuen Gymnasiums Oldenburg hat beispielsweise anhand der Karten aus der Albers-Sammlung die gewaltigen Änderungen des Küstenverlaufs zwischen Weser und Ems seit dem 16. Jahrhundert herausgearbeitet. Ein anderes Thema, das auch für den Unterricht interessant sein könnte, ist die Entwicklung der Gewässer und Moore.“

„Durch ihre gemeinsame Digitalisierungsoffensive bündeln die drei niedersächsischen Landesbibliotheken in Hannover, Oldenburg und Wolfenbüttel ihr Knowhow und eröffnen für Forschung, Bildung und Öffentlichkeit neue Nutzungsmöglichkeiten“, so Minister Thümler. „Nach Abschluss der Projekte werden digitalisierte Kulturschätze aller drei Landesbibliotheken im Kulturerbeportal Niedersachsen als ‚Verteilte digitale Landesbibliothek‘ weltweit sichtbar sein.“

Wo sind die Handschriften und Karten im Internet zu finden?

Handschriften
Wissenschaftliche Beschreibungen von 350 Handschriften der Frühen Neuzeit enthält die Handschriftendatenbank der Landesbibliothek Oldenburg: https://www.lb-oldenburg.de/TEI/dist/content/handschriften/index.php

Historische Karten
Ausführliche Katalogbeschreibungen von aktuell rund 1200 historischen Karten der Landesbibliothek Oldenburg finden sich im Verbundkatalog GVK, im Oldenburger Bibliothekskatalog ORBISplus und in der Altkartendatenbank IKAR (http://ikar.staatsbibliothek-berlin.de/).

Vollständige Digitalisate von 40 Handschriften und aktuell 319 historischen Karten der Sammlung Albers können in den Digitalen Sammlungen der Landesbibliothek Oldenburg (https://digital.lb-oldenburg.de) betrachtet werden.

Artikel-Informationen

erstellt am:
28.05.2021

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