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450 Jahre HAB: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler gratulieren

Am 5. April 1572 erließ Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg eine Libereyordnung. Sie gilt als Gründungsdokument, mit dem die Geschichte der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel ihren Anfang nimmt. Genau 450 Jahre später, am heutigen Dienstag, eröffnete die Landesbibliothek ihr Jubiläumsjahr mit einem Festakt in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta. Gratulanten waren unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler.

„Bibliotheken, das lehrt auch die Bibliotheca Augusta, also die ,erhabene‘ oder ,ehrwürdige Bibliothek‘, wenn wir den lateinischen Doppelsinn nehmen, mit ihren 450 Jahren hier in Wolfenbüttel, sind keine demokratischen Erfindungen. Sie stammen aus alten Zeiten. Aber ohne sie gäbe es die Demokratie nicht. Es passt daher so sachlich wie symbolisch, dass einer der großen deutschen Aufklärer, Gotthold Ephraim Lessing, hier Bibliothekar war. Keine Aufklärung ohne Bücher, das ist sozusagen die bleibende historische Erinnerung. Kein freier Zugang zu Büchern, zu Wissen, zu eigenem Denken ohne aufgeklärte, demokratische Zustände: Das ist die bleibende politische und gesellschaftliche Verpflichtung für uns alle“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinem Grußwort.

„Heute feiern wir die HAB nicht nur für ihre 450-jährige Geschichte, sondern auch für ihre Transformation von der fürstlichen Sammlung zur modernen, hybriden außeruniversitären Forschungs- und Studienstätte, die stets neue Wege geht und den Blick konstant und lebendig in die Zukunft gerichtet hält“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Die HAB verfolgt dabei viele innovative Ansätze. Diesen Weg wird das Land Niedersachsen sehr gerne weiterhin begleiten und unterstützen.“

Neben dem großen, anstehenden Neubau eines Servicegebäudes für die HAB (Landesplanung knapp 20 Mio. Euro) stellte Thümler der HAB als „kleines Geburtstagsgeschenk“ noch die Grundsanierung von drei Gästewohnungen im Lessinghaus in Höhe von einer halben Million Euro in Aussicht. Jährlich forschen zahlreiche Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie internationale Gäste zum Teil für mehrere Monate an der Herzog August Bibliothek (2019: 169). Diese internationalen Gäste, Stipendiatinnen und Stipendiaten „machen die HAB zu einem lebendigen Ort“, so Thümler in seinem Grußwort. Sie untermauern den Stellenwert der HAB als eines der weltweit führenden Zentren für kulturgeschichtliche Forschung und als Ort des wissenschaftlichen Dialogs und der interdisziplinären Zusammenarbeit.

„Indem Julius in seiner Ordnung auch von ,Bibliothek‘ spricht, schreibt er seiner Sammlung einen kulturellen Wert zu, der weit über die kontingente Faszinationskraft einzelner Bücher und Handschriften hinausgeht. 450 Jahre HAB. Das sind unsere Fellows aus aller Welt, die sich über ihre Forschungen austauschen, ja, die sich hier in Wolfenbüttel treffen, um neue Projekte anzustoßen; das sind die Schülerinnen und Schüler, die seit über dreißig Jahren an unseren Seminaren teilnehmen; das sind die Nutzerinnen und Nutzer, die auf unsere digitalen Angebote zugreifen – von wo aus auch immer“, so Prof. Dr. Peter Burschel, Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.

Im Rahmen einer Führung durch die Augusteerhalle, die Schatzkammer, die musealen Räume und den Globensaal erlebte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der Seite von Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler die einzigartigen Bestände der Landesbibliothek, die national und international eine hohe Reputation als unvergleichliche Sammlung, aber auch als innovative Bibliothek und Forschungsstätte genießt. Zu sehen bekamen die Gratulanten unter anderem das Malerbuch „Jazz“ von Henri Matisse und das kostbarste Original der Bibliothek – das Evangeliar Heinrichs des Löwen und Mathildes von England aus dem 12. Jahrhundert. Dieses prachtvolle Meisterwerk mittelalterlicher Buchmalerei kann nur selten und für kurze Zeit ausgestellt werden. Das einst teuerste Buch der Welt wird seit seiner Ersteigerung 1983 für 32,5 Millionen DM in der HAB aufbewahrt und anlässlich des HAB-Jubiläums zum ersten Mal seit 2016 wieder öffentlich gezeigt.

Der Festakt war zugleich Auftakt für die große Sonderausstellung zur Geschichte des Wissens und zur Kultur des Buches. Die Sonderausstellung „Wir machen Bücher“ ist bis 3. Juli 2022 in den musealen Räumen der Bibliotheca Augusta zu sehen. In fünf Sektionen wird gezeigt, dass die Bibliothek nicht nur Speicher und Bühne des Wissens ist, sondern die Entstehung neuer Bücher bedingt und befördert hat. Aus Anlass ihres Jubiläums zeigt die Herzog August Bibliothek außerdem einige ihrer kostbarsten Originale, allen voran das Evangeliar Heinrichs des Löwen und Mathildes von England aus dem 12. Jahrhundert. Dieses wird bis 17. Mai 2022 in der Schatzkammer ausgestellt.

Für das Jubiläumsjahr plant die HAB zahlreiche Aktivitäten, kulturelle Veranstaltungen und Vermittlungsprogramme für die breite Öffentlichkeit und Publikationen.

Hintergrund

Die Herzog August Bibliothek (HAB) ist eine der ältesten unversehrt erhaltenen Bibliotheken der Welt. Durch die von Herzog August dem Jüngeren (1579-1666) systematisch zusammengetragene Büchersammlung von 135.000 kostbaren Handschriften und Drucken wurde sie zur größten Bibliothek ihrer Zeit. Mit ihren derzeit mehr als 160.000 Drucken des 17. Jahrhunderts stellt sie eine der reichsten Sammlungen der gedruckten Überlieferung dieser Epoche dar. Die Bibliothek besitzt heute rund eine Million Bände, davon etwa 400.000 aus der Zeit vor 1850. Heute ist die Wolfenbütteler Bibliothek eine außeruniversitäre Forschungs- und Studienstätte für die europäische Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt bietet die Bibliothek optimale Bedingungen für ihre Forschung. Die Wolfenbütteler Digitale Bibliothek stellt forschungsrelevante, besonders seltene oder häufig genutzte Teile des Altbestandes online zur Verfügung und bietet eine Infrastruktur für die Betreuung und Publikation digitaler Editionen. Geleitet haben die Bibliothek im 17. bis 18. Jahrhundert keine geringeren als Gottfried Wilhelm Leibniz (von 1690 bis 1716) und Gotthold Ephraim Lessing (von 1770 bis 1781). Seit 1989 ist die HAB Heimat für eines der teuersten Bücher der Welt: das Evangeliar des Welfenherzogs Heinrich der Löwe. Heinrich hatte das Evangeliar – eine der schönsten Handschriften des deutschen Mittelalters – 1188 dem Braunschweiger Dom gewidmet.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
05.04.2022

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